Manchmal kann ich wohl ganz froh sein, dass ich ein Mann bin. Ich kann mir dann im Alltag weiterhin denken, dass manche Damen einmal im Monat halt etwas unpässlich sind. Und als Mann tut man das – sind wir mal ehrlich – eigentlich immer einfach so ab. Die Dame hat halt sowas wie Migräne und kombiniert das dann einfach mit einem allgemeinen Unwohlsein. So sind sie halt – die Frauen. Frauenkrankheit allmonatlich. Kennt Mann ja. Und sie sind da alle gleich.
Jetzt habe ich aber zum ersten Mal die Bezeichnung “Endometriose” gehört. Es ist das Thema eines “Mutmachbuches” von Katy Buchholz . Und ich denke, jetzt ist es an der Zeit, mal mit Unwissenheit und Klischees aufzuräumen. Der passende Platz dafür ist sowieso immer das Kultur-Magazin 🙂

Katy Buchholz, Foto: Kerstin Glacer
Das Anschauungsmaterial des Wikipedia-Eintrags zu “Endometriose” gibt visuell einen Eindruck davon, wie das Leid der betroffenen Frauen zu einer echten Qual werden kann. Und “Endometriose” betrifft nicht wenige Frauen. Mit dem ersten Regelzyklus kann die Krankheit beginnen und begleitet die betroffenen Mädchen und Frauen dann als chronische Krankheit ein Leben lang. Die Krankheit betrifft ca. 10-15% aller Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter.
Katy Buchholz ist selbst betroffen. Die 1968 geborene Autorin aus Delmenhorst schreibt Krimis und Thriller – “Endometriose – Der Feind in meinem Körper” ist jedoch ein Sachbuch, eine Chronologie einer Betroffenen. Zugleich aber auch ein “Mutmachbuch”, wie die Autorin betont.
Schon das erste Auseinandersetzen mit der Krankheit gibt einen Einblick in das Leiden. Und ich bin sicher, dass sich so manche Frau dort wiederfindet: “Seit dem zwölften Lebensjahr kämpfe ich mit den Symptomen von Endometriose. Es dauerte aber fünfundzwanzig Jahre, bis die Krankheit bei mir diagnostiziert wurde.”, schreibt die Autorin. Man fragt sich, wie jemand so eine lange Zeit mit dieser Krankheit lebt – neben den Schmerzen und der eingeschränkten Lebensqualität vermutlich auch noch mit den eingangs erwähnten Klischees konfrontiert.
“Auch bekommt nicht jede Frau Endometriose im IV. Stadium und gleichzeitig eine sechs Zentimeter große Zyste. Als sich dann noch ein inoperables Myom von fünf Zentimeter Durchmesser in der Gebärmutterwand einnistete, wurden die Blutungen immer unkontrollierter. Ich traute mich ohne Wechselwäsche keinen Schritt mehr vor die Haustür.”
Warum nicht einfach die Gebärmutter entfernen? Hört sich leicht gesagt an, aber wenn der Kinderwunsch da ist, beginnt bei vielen Frauen ein zusätzlicher Kampf. In 30%-50% aller Fälle kann eine Frau mit dieser chronischen Krankheit keine Kinder bekommen – und wenn es doch klappt, dann bedeutet die Krankheit ein erhöhtes Risiko für Frühgeburten.
Katy Bucholz hat ein “Mutmachbuch” geschrieben – mit ihren Erfahrungen und ihren Tipps. Ich als Mann kann sicher nicht beurteilen, wie wichtig das Mutmachen in diesem Fall ist. Ich kann es mir nur theoretisch vorstellen, wie sich eine Frau fühlen muß, die unter dieser Krankheit leidet. Ich weiß aber jetzt, dass es bei einem großen Teil der Frauen mehr gibt, als monatliche “Unpässlichkeit”, über die Mann dann bei Krankmeldungen nur vordergründig nachdenkt.
So habe ich zunächst tatsächlich darüber nachgedacht, wie dieses Thema überhaupt in ein Kultur-Magazin hineinpasst. Das ist eigentlich ganz einfach, denn Kultur ist schlicht alles jenseits von Klischees und Vorurteilen.
Betroffene Frauen finden weitere Informationen unter diesen Links – schauen sie mal rein und lassen Sie sich Mut machen.