Das ist es also. Das 15. Studioalbum von Depeche Mode. Ihre Welttournee startet heute in Sacramento. Wer hätte das vor wenigen Monaten gedacht? Nach dem plötzlichen Tod von Andy Fletcher haben viele gedacht, dass dies das Ende sei. Aber sie sind wieder da. “Memento Mori” führt auch zu einer bisher nie dagewesenen Präsenz von Depeche Mode in den Medien. Titelstories vom “Musikexpress” – übrigens mit exklusiver Vinyl-Single, die nirgendwo mehr zu bekommen ist – dem “Rolling Stone” Magazine, “Zeit.de”, “Deutschlandradio” usw.

Die Songs waren schon geschrieben, als Andy Fletcher starb – “Memento Mori” bekam so als Titel einen morbiden Beigeschmack. Die zu erwartende Düsternis des Albums hat also einen realen Hintergrund. Aber das Duo Martin Gore & David Gahan setzen ihrem Freund ein echtes Denkmal. Auf Facebook wurde gar ein geniales Foto von Anton Corbijn gepostet. Andy Fletcher hat mehrfach gesagt, dass sein persönlicher Lieblingssong “World In My Eyes”, der Opener von “Violator”, sei. Über den Dächern von New York stellt Dave Gahan die Geste des Covers von “World In My Eyes” nach. Aber das Duo wirft drei Schatten. Eine tolle Idee und Komposition. Ich bin sicher, dass dies Teil der Live-Show sein wird und dass Fletcher mit solchen visuellen Kompositionen geehrt werden wird.

Jetzt aber zur Musik: Es gibt zwei Kompositionen von Dave Gahan (“Wagging Tongue” und “Before We Drown”) und nur einen von Martin Gore gesungenen Song “Soul With Me”. Außer “Ghosts Again” drängen sich “Never Let Me Go” und “People Are Good” als typische Singles auf. Weil sie typisch nach Depeche Mode klingen. Bei “People Are Good” könnte man meinen, Kraftwerk hätten ausgeholfen – sehr elektronisch. “Never Let Me Go” ist vielleicht der beste Song von Depeche Mode in diesem Jahrtausend. Überhaupt ist es eine Freude, wie es blubbert und piept. Highlights nach dem ersten Hören sind außerdem “Always You” und “Speak To Me”, der letzte, besonders düstere Song, der zum Ende hin in einen kakophonischen Herzschlag mündet – sehr gut vorstellbar, dass damit auch die Lichter am Ende des Konzertes erlöschen.
“Wagging Tongue” ist ein Ohrwurm ” … watch another angel die …” – und “Soul With Me” erweitert das Repertoire der Gore-Songs mit etwas ganz Neuem. Es ist immer wieder toll zu bemerken, wie das Album immer mehr “wächst”. Es wird besser, je öfter man es hört. Wie immer eine gut strukturierte Botschaft mit Tiefgang – etwas was die Fans der 80er und 90er meiner Meinung nach viel zu oft in den letzten Alben überhört haben.
Kritiken:
Kurzer Nachtrag: Beim Tourauftakt in Sacramento war es tatsächlich so, dass “World In My Eyes” der Song war, mit dem die Band an Andy Fletcher erinnert hat. Auf der großen Leinwand wurde eine Fotoserie von Anton Corbijn eingeblendet, die das Gesicht von Andy Fletcher zeigt (Aufnahmen Ende 80er Jahre):